Unendliche Vielfalt
Warum ist die Pflanzenwelt so bunt?

Ein buntblühender Wegesrand, ein in allen Farben leuchtender Bauerngarten, eine farbgewaltige Wiese, alles entlockt uns mindestens ein Lächeln. Aber warum entwickelt die Flora diese Farbenpracht?

Es ist eine Entwicklung über viele Millionen Jahre. Anfangs waren die Pflanzen auf unserem Planeten sogenannte Nacktsamer. Der Name ist Programm. Übrig geblieben sind bis heute einige Farn- und Gingkoarten.

Im Laufe der Evolution entwickelte sich dann der Bedecktsamer. Ein neuer Pflanzentyp mit einer Samenanlage, von einem Fruchtblatt umschlossen. Damit sind die Samen nicht unmittelbar für die Bestäubung zugänglich, und sie müssen durch fremde Hilfe bestäubt werden. Jetzt kamen Insekten ins Spiel.  Als Lockmittel setzen Pflanzen bunte Kronen- und Kelchblätter ein, die intensiv gefärbt sind. So erzeugen sie eine Schau- und Lockwirkung, da sich die bunte Farbe vom Grün der Blätter stark abhebt. Durch den Besuch der Insekten bleibt Blütenstaub an Beinen und Fühlern kleben, und sie tragen es von Blüte zu Blüte.

Visuell angelockt wird das Insekt also durch die Farbe. Aber die Farbe bestimmt auch, welches Insekt welche Blüte bestäubt. Insekten sprechen meistens nur auf ein oder zwei Farben an.

Bei Honig- oder Wildbienen sind blau, lila und gelb die Farben ihrer Wahl, beispielsweise Krokusse, Salbeiarten oder Kugeldistel. Tagfalter bevorzugen rot, blau oder gelb. Sie fliegen gern Nelken, Ginster oder Hornklee an. Da Nachtfalter sich im Dunklen orientieren müssen, benutzen sie gern helle Blüten, wie bei der Nachtkerze oder weißen Lichtnelke.

Bei Käfern, Wanzen und Schwebfliegen bewegen sich die Farben im weißlichen oder gelb-bräunlichem Spektrum. Sie sind auf Doldenblütlern wie Wiesenkerbel oder Engelwurz zu finden. So dienen die Farbstoffe der Blüten der Arterhaltung. Durch das Anlocken der Insekten sorgen sie für ihre Bestäubung. Und auch wir können durch eine große und abwechslungsreiche Fülle an blühenden Pflanzen für eine Insektenvielfalt sorgen.